Aufklärung über Kostentreiber am Bau gefordert


Die Welt wird immer komplizierter. Egal wo man hinschaut, überall Herausforderungen. Hier neue Verordnungen und Normen, dort neue Wunschvorstellungen und Versäumnisse. Eigentlich soll alles einfacher werden, doch in Wahrheit wird alles komplizierter. Wer ist dafür verantwortlich? Die Politik, die Medien, die Verbraucher, die Wirtschaft? Wie darauf reagieren? Vor allem letzte Frage stellten sich die Teilnehmer des diesjährigen Regional-Dialogs am 10. April im Vorfeld der Frühjahrs-Vollversammlung – Mitglieder der Vollversammlung und Obermeisterinnen und Obermeister aus dem Kammergebiet. Konkret ging es in diesem Jahr um die beiden Themen Bauen und Unternehmensnachfolge.
Baustelle Hochbau

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Der Ärger im Bauhandwerk ist da – er ist groß und er ist berechtigt. Der Grund hierfür ist das in der Öffentlichkeit kolportierte Bild eines sich vor dem Hintergrund steigender Baukosten eine goldene Nase verdienenden Handwerks. Dieses schiefe Bild gerade zu rücken und die wahren Kostentreiber zu benennen, wurde der Kammer für die kommenden Monate klar auf die Agenda geschrieben. Und wo die wahren Kostentreiber sind wurde auch deutlich: Immer neue Verordnungen, aufwendigere und nicht mehr sorgfältig durchgeführte Planungen sowie steigende Kosten, etwa für Deponien und Maut.

Die Liste könnte noch fortgeführt werden. „Bauen ist zu teuer“, stellte auch Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg, unmissverständlich klar. „Aber was wir im Handwerk als Gewinn nach Hause fahren ist mehr als verdient und für unsere Existenz zwingend notwendig.“ Als eine Lösung für preiswerteres Bauen wurde von Teilnehmerseite ein simples wie fernes Ziel formuliert: „Einen Bau erst dann zu beginnen, wenn die Planungen abgeschlossen sind.“ Die Realität sehe aber so aus: „Wenn wir auf eine neue Baustelle kommen, ist nur eines klar: Wann wir fertig sein sollen“

Unternehmer auf Zeit
Auch die Unternehmensnachfolge wirft in vielen Betrieben immer mehr Fragen auf. Schon lange ist bekannt, dass der innerfamiliäre Übergang zur nächsten Generation heute die Ausnahme darstellt. Daher stellen sich immer mehr Betriebsinhaber die Fragen: Wann und wie muss ich meinen Betrieb aufstellen, um eine Übergabe erfolgreich vorzubereiten? Wann muss ich mir spätestens darüber klar sein, ob ich den Betrieb überhaupt übergeben möchte oder nicht doch lieber abschließe? Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Geschäftsbereichsleiter der Handwerkskammer, machte klar: „Wir verlieren Know-how, wir verlieren Kultur und vor allem verabschiedet sich das Handwerks aus der Fläche, wenn wir tatenlos zusehen.“

Das Gegenteil zu tun war dann auch der klar formulierte Auftrag aus der Runde. Nicht nur auf die Problematik hinzuweisen, sondern zu schauen, welche neuen Lösungsansätze durch die Kammer entwickelt werden könnten, um junge Menschen im  Handwerk für eine Übernahme zu begeistern. Die Aufgabe der Unternehmer sei es, die Betriebe für eine Übergabe attraktiv zu machen und nicht auf andere zu warten. Ein Teilnehmer fasste es so zusammen: „Wir sprechen immer nur über Probleme. Aber die Probleme sind meistens bei uns im Kopf. Wir müssen uns klar machen, dass auch wir nur Betriebsinhaber auf Zeit sind. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass irgendwann ein anderer ran muss und dann rechtzeitig planen.“

Letztlich konnte im Regional-Dialog die Antwort, wie auf die Fragen reagiert werden soll, in Ansätzen gegeben werden. Die Schuldfrage für die kompliziert gewordene Welt konnte auch der Regionaldialog nicht klären. Aber das wäre dann auch zu viel verlangt gewesen.