Auf Augenhöhe erfolgreich

Die Zimmerei Grünspecht aus Freiburg-Hochdorf lebt einen besonderen Unternehmensgeist, der Mitarbeiter langjährig bindet und großes Engagement hervorbringt. Für das erfolgreiche Konzept wurde das Unternehmen nun mit dem „Jobmotor“-Preis geehrt.

Wer in Freiburg und Umgebung auf Baustellen genau hinsieht, entdeckt den namensgebenden Vogel der Zimmerei Grünspecht immer wieder – in Form eines Schildes an Gerüsten oder Häuserwänden. Die „Grünspechte“ setzen mit diesem Hingucker einen besonderen Akzent im Marketing. Die 1984 gegründete Zimmerei setzt sich aber nicht nur beim Marketing von der Konkurrenz ab – sie lebt eine besondere Philosophie und hat eine fast schon exotische Rechtsform: Das Zimmerer-Unternehmen ist als eingetragene Genossenschaft organisiert; fast 80 Prozent der aktuell rund 50 Beschäftigten sind auch Miteigentümer der Firma.

Besondere Form des Miteinanders

Die besondere Firmenstruktur sorgt für eine besondere Form des Miteinanders. Alle, die aktiv mitarbeiten, können durch den Kauf von Anteilen Teil der Genossenschaft werden und somit ein Mitspracherecht in der Betriebsführung erwerben. Die Entscheidungen werden vom Vorstand getroffen, der aus den Reihen der Genossinnen und Genossen gewählt wird. In der monatlich stattfindenden Betriebsversammlung werden alle wichtigen Entscheidungen offen und transparent diskutiert. Für die „Grünspechte“ ist das Ganze nicht nur eine arbeitsrechtliche Struktur, sondern ein gelebtes Konzept, das den Teamgeist stärkt und die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. „Bei uns begegnen wir uns auf Augenhöhe – unabhängig von Herkunft oder Aufgabe im Betrieb“, erläutert Elisabetta Borghetto, verantwortlich für die Verwaltung und Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft. „Herausforderungen gehören zum Alltag, aber wir tragen sie gemeinsam, nicht als Einzelkämpfer. Für uns zählt nicht nur das Handwerk, sondern auch der Mensch dahinter – und das spürt man.“

Die einzelnen Beschäftigten haben einen abgesteckten Arbeitsbereich, können sich aber auch individuell weiterentwickeln und neue Bereiche erkunden. Das umfassende Portfolio des Unternehmens – vom Kleinmöbelstück bis zum Eigenheim – bietet dabei Raum zur Weiterentwicklung. „Unsere Mitarbeitenden tragen im Team Verantwortung und bringen sich aktiv in die Projekte ein – ganz gleich, ob auf der Baustelle oder im Büro“, sagt Borghetto. „Wir unterstützen eigenverantwortliches Handeln, bieten flexible Arbeitszeiten und ermöglichen auch einen Wechsel der Aufgabenbereiche. So kann ein Kollege aus dem Bau in die Kalkulation wechseln oder jemand aus dem Büro wieder handwerklich arbeiten – je nach Lebenssituation und persönlichen Interessen.“

Diese Mischung aus Transparenz, Vertrauen, Selbstverwirklichung und Mitbestimmung sorgt dafür, dass im Unternehmen ein besonderer Geist herrscht. Dieser „Grünspecht-Spirit“ prägt das Team bereits seit mehr als 40 Jahren und sorgt dafür, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma langfristig treu bleiben und das Unternehmen auch in Zeiten von erhöhtem Fachkräftebedarf und Personalknappheit alle offenen Stellen zügig besetzen kann und wöchentlich mehrere Anfragen zu Praktika und Ausbildungsplätzen erhält.

Auszeichnung für erfolgreiches Konzept

Das erfolgreiche Konzept hat auch die Jury des diesjährigen „Jobmotor“-Wettbewerbs überzeugt: Die Zimmerei Grünspecht erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Mitarbeiter finden und binden“ für Unternehmen bis zu 50 Beschäftigten. Ein Preis, der viel für die „Grünspechte“ bedeutet. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, denn sie würdigt etwas, das für uns ganz selbstverständlich ist: ein wertschätzendes Miteinander und eine Arbeitsweise, bei der alle gesehen und gehört werden“, erklärt Elisabetta Borghetto. „Wir denken nicht in Urkunden, sondern im Team – umso schöner, wenn genau das von außen erkannt und mit dem Jobmotor-Preis gewürdigt wird.“

Neben der besonderen Struktur sorgt auch die konsequente Ausrichtung auf nachhaltige und umweltschonende Bauweisen und ökologischen Holzbau für langfristigen Erfolg. Vorrangig baut der Betrieb mit Holz, Stroh und Lehm. Und nicht nur bei den Produkten setzt man auf Nachhaltigkeit: „Wir streben nicht nach schnellen Gewinnen, sondern nach nachhaltigem Erfolg“, heißt es. Die Auszeichnung mit dem Jobmotor-Preis kann dabei vielleicht einen weiteren Schub bieten.