Lähmende Bedingungen

Das regionale Handwerk trat auch im vierten Quartal 2024 auf der Stelle. Die schlechten Rahmenbedingungen wirken sich immer stärker auch auf die robusten Handwerksbetriebe aus – insbesondere im Bauhauptgewerbe

Eine anhaltende Wirtschaftsflaute, eine hohe Belastung durch Bürokratie, Steuern und Abgaben sowie ein Wohnungsbau am Boden: Die negativen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft halten seit Monaten an – und eine Besserung ist nicht in Sicht: Die aktuelle Bundesregierung rechnet auch für 2025 nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent. Diese Gemengelage wirkt sich auch immer stärker negativ auf das Handwerk und seine Betriebe aus, wie aus der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Freiburg hervorgeht. Die schwache Konjunktur und die Krise im Wohnungsbau sorgten insbesondere in den betroffenen Gewerkegruppen auch im 4. Quartal 2024 für tiefe Sorgenfalten.

Wirtschaftliche Stagnation lähmt auch das Handwerk
Die wirtschaftliche Stagnation macht sich auch im südbadischen Handwerk deutlich bemerkbar: An der Geschäftslage im Gesamthandwerk der Region hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert. Die Betriebe melden eine minimal bessere Geschäftslage als vor einem Jahr. 71, Prozent melden eine gute Geschäftslage, knapp 12 Prozent bewerten ihre Lage als schlecht. Die Erwartungen sind besser als vor einem Jahr, bleiben aber weiterhin pessimistisch: rund 23 Prozent der Betriebe erwartet in den kommenden Monaten eine Besserung der Lage, 24 Prozent gehen aber von einer weiteren Verschlechterung aus. Die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Freiburg sind mit ihren Einschätzungen dabei noch vergleichsweise positiv. Lage und Erwartungen im südbadischen Handwerk sind aktuell noch besser als im Landes-Handwerk. So ist der Geschäftslage-Saldo 10 Punkte höher als der Landeswert.


Zweigeteiltes Bild in den Gewerkegruppen
Bei genauerer Betrachtung der Zahlen zeigt sich zudem ein sehr zweigeteiltes Bild: Während Gesundheitshandwerke, Kfz-Handwerk und Nahrungsmittelgewerke anscheinend von einem leicht anziehenden Konsum in den letzten Monaten 2024 profitieren konnten, sind die Bedingungen für das Bauhauptgewerbe und die Gewerke des gewerblichen Bedarfs alles andere als zufriedenstellend. Bei den Auftragseingängen etwa berichtet das Gesamthandwerk nahezu von Stagnation: Insgesamt melden rund 28 Prozent gestiegene Auftragseingänge, 25 Prozent geben gesunkene Auftragseingänge an – ein Saldo von knapp 3 Punkten. Während Gesundheitshandwerke, Kfz- und Nahrungsgewerke ein Auftragsplus einfahren konnten, liegen die Werte im Bauhauptgewerbe und beim gewerblichen Bedarf tief im Minus.


Umsätze: Rote Null für das südbadische Handwerk
Auch bei den Umsätzen reicht es für das südbadischen Handwerk nur für die rote Null: 25,6 Prozent der Betriebe berichten von einem Umsatzplus, 25,8 Prozent melden einen Umsatzrückgang – ein Saldo von -0,2 Punkten. Auch hier berichten vor allem viele Baubetriebe von rückläufigen Umsätzen, während etwa im Kfz-Handwerk die positiven Rückmeldungen deutlich überwiegen.
Die Auslastung der Handwerksbetriebe insgesamt ist besser als vor einem Jahr. 10 Prozent der Betriebe melden eine Auslastung über 100 Prozent; knapp die Hälfte der Betriebe berichtet von einer Auslastung nahe der Vollauslastung. Allerdings werden auch hier die Einbrüche im Wohnungsbau sichtbar: Im Bauhauptgewerbe berichtet mittlerweile nahezu jeder Fünfte von einer Auslastung unter 50 Prozent.


„Alarmzeichen nicht erst seit gestern“
Nach der Bundestagswahl braucht es daher nach Ansicht des Handwerks sofort mutige und entschlossene Maßnahmen für einen wirtschaftlichen Aufschwung. „Die Alarmzeichen sind nicht erst seit gestern zu sehen“, so Christof Burger, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. „Die deutsche Wirtschaft tritt jetzt schon seit mehreren Jahren auf der Stelle. Der Standort Deutschland braucht endlich einen Neustart!“